Ein Bericht von Adrian van Bronswijk
Am 16. September 2012, einem Sonntag, richtete der Verein "Wiener Fecht- und Ausdauersport-Runde" unter dem Dach des ASVÖ Wien, des allgemeinen Sportverbands Österreichs, ein erstes Langschwert-Turnier aus.
Die Besonderheit an diesem Turnier - im Kontrast zu den vom HEMA-Verband (Historical European Martial Arts) international stattfindenden Turnieren, bei denen es oft recht ruppig zugeht: Basis der Turnierregeln war das Reglement der FIE (Standard im Sportfechten)!
Auch in der Fechtschule Krîfon war bereits 2011 die Idee gekeimt, zum Ausrichten eines Turnieres mit historischen Waffen das FIE-Reglement heranzuziehen und entsprechend anzupassen – wozu das Rad neu erfinden, war unser Ansatz. Früh im Jahr 2012, als wir bereits einige Arbeit in diese Umschreibung investiert hatten und im Begriff waren, selbst ein Turnier zu planen, flatterte dann eine Einladung ins Haus, aus Wien, und siehe da: das Regelwerk entsprach ziemlich genau dem, was wir auch schon aufgeschrieben hatten!
Entsprechend enthusiastisch machten wir uns daran, die Teilnehmer auszuwählen und auf diese neue weil bislang einzigartige Herausforderung vorzubereiten.
Mit 6 Fechtern und einem großen, fröhlichen Gefolge fuhren wir schließlich nach Wien – und erlebten, abgesehen von der tollen Stadt mit all ihren Sehenswürdig- und Annehmlichkeiten, am besagten Sonntag eine Veranstaltung, die unsere Hoffnungen und Erwartungen sogar übertraf.
Die Ausrichter – anwesend waren neben den Mitgliedern der Fechtrunde auch Vertreter des ASVÖ sowie des österreichischen Fachverbands für historisches Fechten – sorgten für einen reibungslosen Ablauf der Anmeldung und Materialprüfung, so dass der Zeitplan aufging und die Vorrunde vorbei war, ehe man sich's versah. Die Waffen, sogenannte Fechtfedern, wurden mit einer Prüflehre von 2,5kg auf ihre Biegsamkeit getestet. Hier gab es wenig Beanstandungen, so dass schließlich jeder Fechter ausgerüstet war mit einer Waffe, deren Biegung im Stoß sogar weicher ist als die eines Sportdegens(!).
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Schon in diesen ersten Kämpfen zeichnete sich eine mustergültige Fairness der Teilnehmer ab: Treffer, die ein Kampfleiter ggf. nicht sah, wurden angezeigt und insgesamt wurde sehr wenig Härte an der Waffe eingesetzt. Im Laufe des gesamten Turniers gab es zwei ernstere Verletzungen (einen abgerissenen Fingernagel und einen Fingerbruch), die beide mangelhafter Schutzausrüstung, keinesfalls brutaler Vorgehensweise anzulasten sind.
Auf den internationalen HEMA-Turnieren sah das schon oft ganz anders aus.
Auch die Kampfleiter machten ihre Arbeit gut, waren sie doch allesamt Vertreter des Sportfechtens und hatten zwar eine Einführung in die Besonderheiten des Fechtens mit dem Langen Schwert bekommen, aber keine große Erfahrung mit der tatsächlichen Situation.
Einzig die am Morgen des Turniertages bekanntgegebene Änderung des Reglements hinsichtlich der Handhabung der Doppeltreffer – dass nämlich, am Vorbild von Florett und Säbel, ein Angriffsrecht gegeben wurde – führte während der Mittagspause zu einiger Diskussion, weil sich in der Vorrunde gezeigt hatte, wie einerseits unerfahren die Fechter mit dieser Regel waren, wie aber auch andererseits inkompatibel eine Angriffsrechtsregel mit dem Langschwert ist.
Das Reglement wurde aber beibehalten, und damit ging es in die erste Ausscheidungsrunde. 38 Fechter traten an. Schade für unsere Fechter war, dass schon in dieser Runde zwei Gefechte von Krîfon-Fechtern gegeneinander gesetzt waren, so dass zwangsläufig schon die ersten zwei von uns duschen durften.
Ansonsten zeichnete sich weiter ab, was schon am Vormittag zu sehen war: Die Fechter verhielten sich ausgesprochen fair und sportlich, die Stimmung in der Halle wurde immer besser.
Die Ausscheidungsrunden verliefen dicht, spannend und zügig. Ein aufregendes Halbfinale kündigte schließlich an, was sich am Ende auch bestätigte: Zwei Krifon-Fechter auf dem Siegertreppchen!
Der sehr starke Gegner im Kampf um den dritten Platz war bemerkenswerterweise ein Florettfechter, der bis zu diesem Tage noch kein Langschwert in der Hand gehalten hatte. Die Regelkenntnis und sehr gute Technik hatten ihn dennoch so weit kommen lassen. Schließlich konnte ich mir dennoch, vor allem aufgrund der Überlegenheit im Umgang mit dem Langen Schwert, den dritten Platz sichern.
Jetzt ging es für Krîfon ins Finale! Der Wiener Lokalfavorit Alexander Rafael und unser Finalist Thorsten Kästel schenkten sich fechterisch nichts – und gaben doch jeweils dem Anderen in unklaren Situationen einen Treffer. Der sportliche Geist des Tages zog sich bis in diesen letzten, großartigen Kampf, den Thorsten mit 15:7 Treffern für sich entschied.
Einträchtig feierten wir abends mit einer Großzahl der Veranstalter und Teilnehmer dieses sehr gelungene erste Turnier im Langen Schwert nach modernen Regelkriterien.
Wir freuen uns schon auf das nächste!
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Freundschaftlicher und professioneller Meilenstein, der eine Wiederholung verdient
Artikel über das Turnier und u.a. unsere Teilnahme |
Huscarl.at
23. September 2012 |
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2. offenes Fechtturnier im Langen Schwert, Wien 2013
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