Die Tradition Liechtenauers

Eines der frühesten Fechtbücher zum Langschwertfechten stammt von Johann Liechtenauer, einem Fechtmeister aus dem 14. Jahrhundert. Niedergeschrieben u.a. von Sigmund Ringeck (1440), gründete sein Werk eine Fechttradition, welche sich in den Lehren vieler späterer Meister fortsetzte. Er befasste sich mit dem Langschwertfechten, aber auch mit anderen zeitgemäßen "Fechtarten", wie dem Einhandfechten mit Buckler, dem Ringen und dem Kampf zu Roß. Nach dem heutigen Stand der Forschung sind über 50 Fechthandschriften in der Tradition Liechtenauers erhalten.

Das Zentrum der Liechtenauer-Lehre sind die so genannten 'Verborgenen Hiebe', später 'Meisterhiebe genannt'. Ein Prinzipien-Konstrukt aus Winkeln, Kraftvektoren und Zeitfenstern, welche an Hand von verschiedenen Hieben exemplarisch dargestellt werden.
Liechtenauer wie auch seine Nachfolger richten sich in ihren Handschriften an Eingeweihte. Ihre Erklärungen sind lückenhaft und unterschlagen viele Grundlagen. Vielmehr stellen sie die Aspekte heraus, welche Liechtenauers Lehre auszeichneten.

Heute ist bekannt, dass viele einander beeinflussten, die jeweiligen Lehren zitierten und kommentierten. Seine Lehre findet sich u.a. wieder in den Büchern Ringecks, Danzigs und Talhoffers
 

Einer der letzten Autoren ist Paulus Hektor Mair (Ende 16. Jh.): Er sammelte alte Waffen und Fechtbücher und kam schließlich auf den Gedanken, die "Feinheit der Lehre" in einem neuen, alles bisherige übertreffenden Kompendium festzuhalten. Aus der Reihe fällt Joachim Meyer (16. Jh.), da er zwar die Liechtenaner-Tradition in seinen Werken einfließen lässt, sich aber auch anderen Richtungen nicht verschließt.

Durch diese sehr vielseitige Überlieferung mit verschiedenen Blickwinkeln auf die jeweiligen Techniken bekommen wir eine Vorstellung von der entsprechenden Ausführung, Intention und Wirkungsweise.
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