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Fechtkunst

Damals & Heute

Man kennt verschiedene Fechtverbände und -schulen, doch diese widmen sich ausschließlich dem Florett-, Degen- und Säbelfechten. Fechtschulen für Rapier- oder Schwertfechten sucht man bei den offiziellen Sportvereinen jedoch vergebens. Das lässt sich auf die geschichtliche Entwicklung des Fechtens in Europa zurückführen:

War noch bis ins hohe Mittelalter die Ausbildung im Umgang mit dem Schwert hauptsächlich eine militärische Angelegenheit, tritt im Späten Mittelalter zunhehmend eine zivile Form des Schwertkampfes in den Vordergrund: Der gerichtliche Zweikampf. Hier wurde ein Rechtsstreit bzw. die Schuldfrage vor Gericht "ausgefochten" als eine Art "Gottesurteil". Dies etablierte bald den Beruf des Fechtmeisters und man begann im zivilen Umfeld, das Fechten zu erlernen. Zu dieser Zeit hatte die Entwicklung des Schwertes fast ihren Hohepunkt erreicht. die primäre Waffe war das Langschwert, ein Schwert, welches mit zwei Händen geführt wurde - man spricht von der Deutschen Schule des Langschwertfechtens.

Gegen Ende des Mittelalters verlagerte sich der Schwerpunkt der Fechtkunst nach Italien und es entwickelte sich aus dem Schwert die Fechtwaffe des Renaissance: Das Rapier. Die Klingen wurden schmäler und leichter, die Parierstange entwickelte sich von der einfachen Querstange zu einem Griffkorb der die ganze Hand schützte. Im ausgehenden 17. Jahrhundert hatte die Spaltung der italienischen Fechtschule in eine nördliche und südliche nach kurzer Glanzdauer auch deren vorläufigen Verfall zur Folge. Frankreich übernahm die Führungsrolle in Europa. So erreichte das Fechten im 18. Jahrhundert am französischen Hof die nächste große Stufe mit der Entwicklung des "Degens" und später des "Small-Swords", einer Waffe, leichter und biegsamer als das Rapier, dem heutigen Florett gar nicht unähnlich.

Im heutigen Sportfechten haben sich aus dieser Entwicklung drei Waffen erhalten: Das Florett, der Degen und der Säbel. Durch die "Reise" des Fechtsports von Deutschland über Italien und Frankreich und durch die Spezielisierung auf das Stoßfechten (mit Ausnahme des Säbels) sind die "alten" Waffen, wie das Schwert in Vergessenheit geraten. - Fast...!


Historisches Fechten

Ab dem 14. Jahrhundert begannen die Fechtmeister, eigene Bücher herauszubringen, welche die Techniken z.B. des Langschwertfechtens darstellen und beschreiben. Waren zunächst diese Bücher nur für den Eingeweihten zu gebrauchen, richteten sich spätere Werke an den Lernenden und Anfänger.

Beim historischen Fechten handelt es sich nicht um eine feststehende Wissenschaft und Sportart. Vielmehr handelt es sich um die Wiederbelebung einer Kunst, die vor drei Jahrhunderten in Vergessenheit geriet und sich heute ausschließlich aus den zeitgenössischen Quellen des 13.-17. Jahrhunderts rekonstruieren lässt.
Für unser Training gleichen wir die historischen Lehren miteinander ab und ziehen das Wissen sowie unsere Erfahrung aus verwandten Kampfsportarten und dem heutigen Sportfechten heran, um Lücken in der Forschung zu schließen und um Erkenntnisse bezüglich der Bewegungsabläufe einfließen zu lassen.

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